STRASSEN- UND STADTFOTOGRAFIE
Straßenfotografie oder englisch Streetphotography ist eine Stilrichtung der Fotografie, die im öffentlichen Raum entsteht und meist als Momentaufnahme eine ausdrucksvolle Situation des Alltagslebens und dessen Facetten abbildet aber auch als essayhafte Abfolge oder Milieustudie Anwendung finden kann.
Entstehung und Inhalt der Strassenfotografie
Mit den Möglichkeiten der schnelleren und kompakteren Kleinbildkamera in den 1930er Jahren und der Etablierung von Illustrierten begann die Straßenfotografie mehr und mehr an Bedeutung zu gewinnen.
Straßenfotografie kann in ihrer Komposition und ihrem Stil eine große Palette beinhalten, von dokumentarisch streng bis zu gewollt körnig, verschwommen oder perspektivisch verzerrt.
Eine exakte und allgemein gültige Definition von Straßenfotografie existiert nicht.
Kriterium der Strassenfotografie
Als Kriterium der Straßenfotografie kann folgendes genannt werden:
Eine Straßenfotografie zeigt eine Situation des Augenblicks, die genau so nicht wieder erscheinen wird, wenngleich der Charakter dieser Situation über den Moment hinausweisen und „das Wesentliche von Ort und Zeit wiedergeben“ sollte:
„Das Festhalten eines besonderen Moments ist die hohe Kunst der Straßenfotografie, aber einen ebenso hohen Stellenwert hat das Umsetzen der besonderen Atmosphäre eines jeden Ortes.“
Meist werden Menschen in einer Außenszene oder -situation gezeigt, jedoch können auch Bilder leerer Plätze das zuvor genannte Kriterium erfüllen
Als Abgrenzung zur Dokumentarfotografie nennt der Autor Clive Scott folgende Merkmale:
- Dokumentarfotografie fokussiert auf ein bestimmtes Motiv oder Subjekt, während Straßenfotografie häufig einen peripheren, zufälligen Blickwinkel einnimmt – so dass der Betrachter sich die Frage stellt, wer das Subjekt der Szene ist.
- Straßenfotografie zeigt den zufälligen, Dokumentarfotografie den schicksalhaften Moment.
- Dokumentarfotografie dränge den Betrachter zu einer Wertung, Straßenfotografie lasse ihm die Freiheit persönlicher Interpretation.
- Dokumentarfotografie dränge den Betrachter in eine Konfrontation, Straßenfotografie gestatte ihm die Position des distanzierten, häufig sogar ironischen Betrachters.
- Abgelichtete Menschen sind nicht als Privatpersonen gemeint, sondern als anonyme Figuren einer allgemeinen menschlichen Situation.
- Eine Straßenfotografie zeigt nicht eine dem Fotografen bekannte Person in einer Pose, im Unterschied zur Fotografie der Paparazzi auch keine öffentlich bekannte Person, sondern eine Grundsituation des Alltags im öffentlichen Raum.
- Eine Straßenfotografie ist das Produkt von Zufall und schneller Erfassung des besonderen Moments durch den Fotografen.
- Das Können des Fotografen, seine Vertrautheit mit dem Thema, kommt im Bild zum Ausdruck und zeichnet Straßenfotografie als künstlerische Gattung aus.
Bedeutende Vertreter der Strassenfotografie
- Henri Cartier-Bresson
- Bruce Davidson
- Philip-Lorca diCorcia
- Elliott Erwitt
- Robert Frank
- Lee Friedlander
- Bruce Gilden
- Saul Leiter
- Helen Levitt
- Vivian Maier
- Joel Meyerowitz
- Martin Parr
- Alex Webb
- Garry Winogrand
Quellen:
Sofie Dittmann: Einführung in die Street Fotografie/Straßenfotografie – Teil 2/4
Meike Fischer, Rudolf Krahm: Fotofurs Straßenfotografie. dpunkt Verlag Heidelberg, 2012. S. 13. ISBN 978-3-89864-691-8
Clive Scott: Street Photography. From Atget to Cartier-Bresson. I. B. Tauris, London, 2007, S. 62. ISBN 978-1-84511-223-3
> STREET PHOTOGRAPHY > KÜNSTLERISCHE FOTOGRAFIE > LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE