Wolfgang • Peter


 

 

Wolfgang Reifarth Gedichte


Lebendigkeit

Sehnsucht nach Gedanken
Der Wunsch nach Ruhe und Vollkommenheit
Ein Zweifel wie im Nebel schreit
Letztendlich nach Lebendigkeit

Wie weit kannst du gehen

Wie siehst du mich, das frag ich dich
Bin ich ein Blatt in deiner Hand
das ewig grünen soll und doch den Weg zum Baum nie fand
Der ebne Weg für dich in einem satten Land
Doch denk daran, wenn du den Weg nicht kennst
und nicht bereit bist, ihn zu sehen
So führt er dich nicht weiter
und du bleibst stehen

 

Mr. Tambourine Man Coverversion Wolfgang Reifarth


 

One by One Enya



One by one my leaves fall
One by one my tales are told
...
Don't say Adiós, say Adiohoho, goodbye

 

Kleine Freuden • Hermann Hesse


 

(Hermann Hesse 1899)

Die hohe Bewertung der Minute, die Eile, als wichtigste Ursache unserer Lebensform, ist ohne Zweifel der gefährlichste Feind der Freude.

Mit sehnsüchtigem Lächeln lesen wir die Idyllen und empfindsamen Reisen vergangener Epochen.

Wozu haben unsere Großväter nicht Zeit gehabt? Als ich einmal Friedrich Schlegels Ekloge auf den Müßiggang las, konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren: Wie würdest du erst geseufzt haben, wenn du unsere Arbeit hättest tun müssen! Daß diese Eiligkeit unseres heutigen Lebens uns von der frühesten Erziehung an angreifend und nachteilig beeinflußt hat, erscheint traurig, aber notwendig. Leider aber hat sich diese Hast des modernen Lebens längst auch unserer geringen Muße bemächtigt; unsere Art zu genießen ist kaum weniger nervös und aufreibend als der Betrieb unserer Arbeit. "Möglichst viel und möglichst schnell"; ist die Losung.

Daraus folgt immer mehr Vergnügung und immer weniger Freude. Wer je ein großes Fest in Städten oder gar Großstädten angesehen hat, oder die Vergnügungsorte moderner Städte, dem haften diese fieberheißen, verzerrten Gesichter mit den starren Augen schmerzlich und ekelhaft im Gedächtnis. Und diese krankhafte, von ewigem Ungenügen gestachelte und dennoch ewig übersättigte Art, zu genießen, hat ihre Stätte auch in den Theatern, in den Opernhäusern, ja in den Konzertsälen und Bildergalerien. Eine moderne Kunstausstellung zu besuchen ist gewiß selten ein Vergnügen. Von diesen Übeln bleibt auch der Reiche nicht verschont. Er könnte wohl, aber er kann nicht. Man muß mitmachen, auf dem laufenden bleiben, sich auf der Höhe halten. So wenig als andere weiß ich kein Universalrezept gegen diese Mißstände.

Ich möchte nur ein altes, leider ganz unmodernes Privatmittel in Erinnerung bringen:

Mäßiger Genuss ist doppelter Genuß
und...

überseht doch die kleinen Freuden nicht!